Kritiken Karlsruher Periode (1919-1941)

Fundorte:
Badische Landesbibliothek in Karlsruhe (mikroverfilmte historische Zeitungen).

Opernarchiv Karlsruhe (Kritikenbücher).
Nachlass Margarete Schweikert (Badische Landesbibliothek, Musiksammlung).

 

Karlsruher Zeitung, 27.11.1919

Der fliegende Holländer

Im "Fliegenden Holländer" gab gestern Frau Iracema-Brügelmann die Senta. Die Künstlerin steht in unserer Stadt von verschiedenen Gastspielen in früheren Jahren her in angenehmer Erinnerung. Man bewunderte damals die eminente Sicherheit und Leichtigkeit, mit der sie ihr hervorragend schönes Stimmaterial beherrschte, die Wärme und Beseeltheit ihres Tons und die zwingende Macht des Ausdrucks, die sich in ihrem Gesang sowohl wie in ihrem vornehmen Spiel bekundete. Ob ihr alle diese Vorzüge in der Zwischenzeit ungeschmälert erhalten blieben, ob also unserer Oper durch ihre Anstellung in dem erhofften Maße gedient sein wird, ließ sich gestern nicht erkennen, da die Sängerin gleich zu Beginn der Vorstellung von einer starken Indisposition befallen wurde, die sie an einer völlig freien Stimmentfaltung hinderte und die Festigkeit und Klarheit ihrer Tongebung beeinträchtigte; ein Umstand, unter dem namentlich der Eindruck der Ballade abgeschwächt wurde. Immerhin darf gesagt werden, daß die Künstlerin trotzdem, namentlich im Piano und an den Stellen mehr lyrischen Einschlages, durch den Wohlklang ihres Organs und die Kultur ihres Vortrags starke Wirkungen erzielte. In ihrer intelligenten und ausdrucksvollen darstellerischen Gestaltung der Partie lag Stil und Linie. (...)

E.R.

 

Presse, 27.11.1919

Gastspiel von Hedy Iracema-Brügelmann als Senta und Hans Bahling als Holländer.

Die Darstellung der Senta ist ein interessantes Problem. Seinen Aeußerungen nach hat Wagner sich die Senta frei von jeder Sentimentalität gedacht, als einen starken, gesunden Charakter, der furchtlos die Konsequenzen seines Idealismus zieht. Auf der Szene aber läuft diese Stärke oft Gefahr, als Krampf und Hysterie zu erscheinen. Um dieser Schwierigkeit willen wird die Rolle von solchen Künstlerinnen bevorzugt, die ihre Stärke im seelischen Nacherleben haben. Das rein Gesangliche dagegen tritt in der Rolle zurück. Sie bietet der Primadonna nur eine einzige Arie von noch dazu geringer Ausdehnung, die Ballade des 2. Aktes. Diese Beschränkung erklärt sich daraus, daß der ariose Liedgesang einen ruhigeren Seelenzustand voraussetzt, als die dramatische Leidenschaft der Rolle ihn zuläßt.

So bot auch der gestrigen Gastin, Frau Iracema-Brügelmann, die Rolle Gelegenheit, ihre Kunst der psychologischen Vertiefung und die dramatische Leidenschaftlichkeit ihres Spiels zu beweisen. Weniger kam indessen die Rolle ihrer Stimme entgegen. Ihr Organ ist mehr lyrisch als dramatisch, es ist durch die Schule des bel canto gegangen. Dementsprechend ist seine Heimat ein höchst ausdrucksvolles Piano, dessen feinste Wirkungen leicht verdeckt werden. Ihrer Schulung entsprechend entbehrt die Stimmt auch jener großen Resonanz, ohne die ein Sänger dem Wagnerorchester gegenüber selbst bei größter Vorsicht des Dirigenten nicht immer aufkommen kann. Doch wurde die feindurchdachte und trotz ihrer starken Erkältung feingesungene Leistung der Gastin von den Hörern mit dem ihr gebührenden herzlichen Beifall aufgenommen. (...)

Dr. Rudolf Bellardt

 

Zeitung unbekannt, November 1919

Der fliegende Holländer
Badisches Landestheater.

Mittwoch abend stellte sich Frau Iracema-Brügelmann im Fliegenden Holländer als Senta dem hiesigen Publikum vor. Die Künstlerin ist gleich vertragsmäßig unserem Opernverband eingegliedert worden, ohne daß, wie es sonst üblich war, der Verlauf einiger Gastspiele auf Verpflichtung abgewartet wurde. Zuerst hieß es, Frau Br wäre für das Fach der Hochdramatischen ausersehen, das an unsrer Oper zurzeit verwaist ist, da Frau Palm-Cordes uns verloren gegangen ist. Nun soll Frau Iracema-Brügelmann für das hier neu geschaffene "Zwischenfach" bestimmt sein, denn man kam zur Ueberzeugung, daß es nicht angängig ist, einer wirklich guten Mozartsängerin die Wiedergabe hochdramatischer Rollen zuzumuten. Diese Erkenntnis ist erfreulich im Interesse der Künstlerin und des Publikums. Nun ist aber die Besetzungsfrage des hochdramatischen Faches, wohl eine der wichtigsten Fragen, noch nicht gelöst. (...) Man sieht: dort, wo die Hochdramatische fehlt, fehlt der klassischen Oper das Rückgrat. Furchtbarste Not vertreibt Dutzende von Künstlern aus der Kunstmetropole an der schönen blauen Donau, von der auch Frau Iracema-Brügelmann kommt. Hier wäre wohl Ersatz zu beschaffen.

Um nun auf die Mittwoch-Vorstellung zurückzukommen: Frau Iracema-Brügelmann gab in der Holländer-Vorstellung deutlich zu erkennen, daß ihre Atmungsorgane belegt waren und ihre Darstellungsweise hatte etwas Konventionelles. Ob sie also den Hoffnungen und Anforderungen entspricht, ist nach der einen Vorstellung unklar.

 

Tagblatt, 29.11.1919

Der fliegende Holländer.

Es stand von vornherein außer Zweifel, daß das neue Mitglied des Landestheaters, Hedy Iracema-Brügelmann, die Senta der gestrigen "Holländer"-Aufführung, keinen leichten Stand haben würde, nachdem erst kürzlich Barbara Kemp und Marie Lorentz-Höllischer in dieser Partie hochbedeutsame Leistungen geboten hatten. Daß Frau Iracema-Brügelmann dennoch in steigendem Maße das Interesse und die Anteilnahme des Publikums zu erringen vermöchte, zeugt für ihre nicht alltägliche Darstellungskunst, die uns von früheren Gastspielen der Künstlerin an unserer Bühne noch in bester Erinnerung ist. Schade, daß Frau Iracema-Brügelmann diesmal in der vollen Entfaltung ihrer Stimme durch eine starke Indisposition gehemmt war. Doppelt bewundernswert aber, wie sie in vielen Stellen durch ihre technische Beherrschung dieser Hemmnisse Herrin wurde. So waren besonders die lyrischen Teile der Partie von reichem Liebreiz erfüllt, zumal tiefes seelisches Mitleben den Tönen eigenen Zauber verlieh. Die dramatischen, leidenschaftlich bewegten Partien litten dagegen unter der Indisposition, und man wird daher wünschen, die interessante Künstlerin bald wieder, dann aber im vollen Besitz ihrer Mittel, zu hören. (...)

H.Wck.

 

Beobachter, 29.11.1919

Der fliegende Holländer.

(...) Als Gast stand außer Herrn Bahling auf dem Zettel: Frau Iracema-Brügelmann. Wie allmählich bekannt geworden ist, handelt es sich hier um ein Gastspiel im wahrsten Sinne nicht. Frau Iracema-Brügelmann steht mit dem Landestheater in Engagements-Verhandlungen, die unmittelbar vor den Abschluß gelangt sind. Sie soll entgegen der allgemein verbreiteten Ansicht, es handle sich um die Verpflichtung der Dame für das hochdramatische Fach für die Rollen des sogenannten Zwischenfachs verpflichtet werden, also Rollen wie die Gräfin im "Figaro", die Valentine in den "Hugenotten" usw. singen. Obgleich Frau Br unter einer beschwerlichen Reise von Wien (wo sie an der Staatsoper tätig war) hierher begreiflichen Indisposition litt, die sich allerdings erst während der Aufführung bemerkbar machte, war der Gesamteindruck ihres Auftretens zufriedenstellend. Die Künstlerin besitzt ein umfangreiches, vorzüglich kultiviertes Stimmaterial, das sich in dieser Aufführung wegen der erwähnten Indisposition nicht vollkommen beurteilen läßt. Wer sie von früher kennt, durfte trotzdem die Wahrnehmung machen, daß dieses vorzügliche Material nicht verbraucht ist. Es dürfte sich empfehlen, Frau Br alsbald in einer Figaro-Aufführung als Gräfin zu bringen.

H.L.M.

Karlsruher Zeitung, 5.12.1919

Etwas besser disponiert als bei ihrer Verkörperung der Senta in der jüngsten Aufführung des "Fliegenden Holländers", aber noch immer nicht völlig frei von ihrer Erkältung und deren Rückwirkungen, gab Hedy Iracema-Brügelmann am Donnerstag die Gräfin im "Figaro". Der Gesamteindruck, den man diesmal von ihr gewann, läßt sich für den Kundigen in drei Worte zusammenfassen: "eine ideale Mozartsängerin!" Wollte man hinzufügen: "von reifster Kultur" - der Begriff drängte sich bei der Beurteilung der Einzelheiten ihrer Darbietung immer wieder auf - so beginge man eine Tautologie; ist es doch gerade die Kultur, die das Kriterium des wahren Mozartgesanges ausmacht. Wenige Bühnensängerinnen besitzen ein Organ von gleichem Wohllaut und gleicher Schulung, eine Vereinigung von Vorzügen, die dem Ton zugleich Klarheit, Rundung, charakteristische Klangfärbung und innigste Beseelung verleiht, wenige die Kunst des stilvollen Vortrags, der vornehmen großen Linie, kaum eine die Sicherheit der Deklamation, die Deutlichkeit der Aussprache, wie sie dieser Künstlerin eigen ist. Daß hier und da in der Mittellage etwas wie eine ganz leise, mit großer Kunst verschleierte (oder vielleicht erst durch momentane katarrhalische Verschleierung bedinge Schärfe mit Anklang, braucht in Anbetracht des eingangs Gesagten wohl kaum Bedenken zu erregen. Immerhin dürfte es angebracht sein, daß sich die Sängerin vor jedem Mißbrauch ihres Organs in acht nimmt, namentlich aber vor jedem etwaigen Ausflug ins Hochdramatische, ein Fach, für das sie hier ja auch nicht in Aussicht genommen ist. Daß Frau Iracema-Brügelmann den Mozartstil auch in der Darstellung in außergewöhnlichem Maße beherrscht - es sei, um nur eine Einzelheit herauszugreifen, ihr außerordentlich lebendiges, anmutvolles und intelligentes Spiel während des Vortrags der Cherubin-Canzonette erwähnt - vervollständigte und vertiefte den künstlerischen Eindruck ihrer gestrigen Gesamtleistung. Weshalb übrigens der Theaterzettel die Künstlerin immer noch als "Gast" bezeichnet, nachdem sie doch bereits für unsere Bühne verpflichtet wurde, ist nicht recht klar.

E.R.

 

Presse 5.12.1919

Figaros Hochzeit

In bekannter vorzüglicher Besetzung ging am Donnerstag abend "Figaros Hochzeit" mit Hedy Iracema-Brügelmann in der Rolle der Gräfin als Gast in Szene. Fritz Cortolezis, dessen stilfeine Mozartinterpretationen stets ein Genuß sind, hauchte der liebesehnenden Musik einen frischlebendigen, graziösen Geist ein und wußte dem glänzend besetzten kleinen Mozartorchester eine bezaubernde Klangschönheit zu entlocken. Hedy Iracema-Brügelmann, die in Max Büttner als Graf Almaviva, Hermann Eck als Figaro, in der Susanne der Frau v. Ernst und im Cherubim des Frl. Friedrich hervorragende Partner hatte, schuf mit ihrer Gräfin, abgesehen von einem kleinen Einsatzfehler, eine in Gesang und Darstellung gleich prächtige Leistung; besonders im 3. Akt erreichte sie in der Arie einen Höhepunkt von selten tiefer Wirkung. Ihre biegsame, sympathische Stimme eignet sich besonders für den bel canto und war in den zarten Pianostellen von bestrickender Weichheit.

 

 

Tagblatt, 6.12.1919

Figaros Hochzeit

Bei ihrem zweiten hiesigen Auftreten als Gräfin Almaviva konnte Hedy Iracema-Brügelmann zeigen, daß wir es als einen großen Gewinn betrachten können, daß wir diese Künstlerin hierher bekommen haben. Trotzdem die Indisposition, die wahrscheinlich nicht nur von der Reise, sondern dem abscheulichen Karlsruher Klima herrührt, noch nicht behoben ist, war es ein seltener Genuß, diese wundervoll gepflegte, kultivierte Stimme zu hören, die in den beiden Arien des 2. und 3. Aktes Meisterstücke bot, die auch durch stürmischen Beifall belohnt wurde. Auch die Auffassung Frau Brügelmanns, die in der Gräfin noch das Rosinchen erkennen läßt und ihr eine leicht schelmische Note, statt der sonst gewohnten schwermütigen gibt, erscheint uns als ein Vorteil; die Gräfin sah auch vorzüglich aus. Jedenfalls kann man sich auf weitere Darbietungen der Künstlerin ehrlich freuen, sie wird hier eine lange vorhandene Lücke ausfüllen. (...)

 

Zeitung unbekannt, Dezember 1919

Ein Liederzyklus von Hermann von Waltershausen bildete den Kern der ersten Veranstaltung der Karlsruher Ortsgruppe des Theaterkultur-Verbands. Die neue Hochdramatische des Landestheaters, Hedy Iracema-Brügelmann. hat sich schon öfters für Waltershausensche Liedschöpfungen eingesetzt. (Kommentar zu den Kompositionen) Die Vermittlung durch Frau Iracema-Brügelmann war vorbildlich, und besonders ihre zart gesponnenen, lang gehaltenen Noten konnten erbauen, neben der mustergültigen Klavierbegleitung durch Fritz Cortolezis. (...)

ch.

 

Karlsruher Zeitung, 16.12.1919

Landestheater

"Tiefland"

In der vorgestrigen Aufführung des d'Albertschen Musikdramas "Tiefland" gab Frau Iracema-Brügelmann die Maria. Sie scheint ihre Erkältung jetzt überwunden zu haben. Ihr Gesang war voller Wohllaut und Schmelz, von tiefstem und echtem Empfinden beseelt, auch in den dramatisch bewegten Momenten die hohe stimmliche Kultur und Reife der großen Künstlerin offenbarend. Ihr Spiel zeigte das gewohnte sichere Stilgefühl; von leidenschaftlichem inneren Miterleben getragen, unterstrich es das tragische Moment willenloser Verstrickung außerordentlich wirksam, ohne jedoch ins Sentimentale zu verfallen. Hervorragend schön in Tongebung (...) war der Pedro Herrn Schöffels. (...) Das Orchester spielte unter Kapellmeister Lorentz tonschön und ausdrucksvoll.

E.R.

 

Karlsruher Zeitung, 22.12.1919

Landestheater

"Aida"

In der gestrigen Aufführung der "Aida" verkörperte Frau Iracema-Brügelmann die Titelrolle. Sie überraschte darin vornehmlich durch die temperamentvolle, von starkem dramatischen Leben durchpulste darstellerische Lösung ihrer Aufgabe, bei der sie zwar merklich von der üblichen Auffassung abwich, zugleich aber wiederum ein außerordentlich starkes Empfinden für Stil und Linie bekundete. Ihr Gesang war, von einigen wenigen Stellen abgesehen, an denen sich die Nachwehen ihrer neulichen Erkältung bemerkbar machten, voller Wohllaut, Wärme und Reinheit. Herr Schwerdt (...)

Das Orchester spielte unter der Leitung Herrn Schweppes mit Wärme und Schwung. Über die szenische Aufmachung und die Regieführung will ich schweigen; es wären doch nur die alten Klagen zu wiederholen.
E.R.

Beobachter, 23.12.1919

Aida

(...) Die von Herrn Schweppe sehr sorgfältig und mit sicherer Hand, auch in den recht auseinanderliegenden Klangwirkungen des 2. Akts, geleitete Aufführung brachte zum erstenmal Frau Iracema-Brügelmann in einer "italienischen" Rolle. Sie bewies auch hier, daß sie eine Künstlerin von hervorragender gesanglicher Kultur und hoher Intelligenz ist. Die vorzüglich gepflegte Stimme zeigte sich allen Anforderungen der Verdischen Gesangslinie gewachsen. Insbesondere gaben ihr der Monolog am Ende des ersten Auftritts und die große Szene mit Amneris Gelegenheit zur Entfaltung, wo sie aus ihrer schönen mezza voce wunderbare Wirkungen zu holen verstand. Auch ihr Spiel bewies, daß wir mit der nun wohl erfolgten Verpflichtung Frau Brügelmanns einen Gewinn zu verzeichnen haben. (...)

Das ausverkaufte Haus zeigte sich den Hauptdarstellern gegenüber sehr dankbar und feierte namentlich die Trägerin der Titelrolle.

H.L.M.

 

Residenz-Anzeiger, 23.12.1919

Aida

(...) An die Aufführung setze ich ein großes Fragezeichen; das Orchester unter Schweppe rasselte doch gar zu sehr. (...) ... aber daß er (Schweppe) den Trompetern auch nicht die kleinste "Sordine" anlegte, war recht bös; so donnerte und tobte es manchmal, daß einem hören und sehen verging. Auf der Bühne war es nicht viel besser: überall eine Kulissenreißerei, die alle feineren Maße eines abgetönten Kunstwerks vermissen ließ. Vor allem Frau Iracema-Brügelmann. Ich kann mir nicht denken, daß die Dame die Aida in Wien so gegeben hat. Dieser Aethiopierin fehlte jegliche Größe und Würde, jede Hoheit; diese Aida hatte etwas megärenhaftes; sie tobte und gestikulierte, daß die Amneris sich immer abwenden mußte, um nicht zu früh dahinter zu kommen, was in der schwarzen Seele der Halbwilden vor sich ging. Schon dieses Kostüm! Das ist ganz unerlaubt. Wie kann sich Herr Dumas, der die Aida zu seinen besten Regietaten zählt, ein solches Kostüm gefallen lassen? Das war ein Kabarett-Kostüm mit Anklängen an "Salome". Amneris, die Königstochter und belebt mit dem feinen Geschmack ägyptischer Kultur, hätte eine solche Sklavin in diesem Gewand der Stillosigkeit nicht um sich geduldet. Durch die Enge des Kleides war Aida an jeder freien, rhythmisierten Bewegung gehindert. Die Aethiopierin täppelte und trippelte in der wundervollen Aufmachung Alt-Aegyptens herum wie ein Fremdkörper, der wohl Kunde gab von seiner schlanken Formation, ohne aber damit zu einer künstlerischen Erfassung des Frauenproblems etwas wesentliches beizutragen... Auch sonst war, wie gesagt, die darstellerische Leistung ganz vergriffen; das war alles zu theatralisch, zu gesucht, zu absichtlich, zu übertrieben, unharmonisch. Diese Aida ist eine große Seele, keine Kabarett-Figur. Im gesanglichen überraschte die Sängerin durch den Glanz ihrer hohen Töne, durch ihre kultivierte Gesangsmanier. Verschwiegen darf freilich nicht werden, daß Mittellage und Tiefe dünn erklangen und daß der ausgesprochene helle Timbre des Organs für heroische Partien nicht paßt. Frau Brügelmann sollte bei Mozart und seinen musikalischen Verwandten ihr künstlerisches Heimatzelt erbauen. (...)

Monti

 

Landeszeitung, 24.12.1919

Aida

(...) Frau Brügelmann gab die äthiopische Königstochter. Ihr Erscheinen in der ersten Szene war durch die ethnograpisch-richtig gezeichnete Gewandung eindrucksvoll. Aus der ganzen Art der Darstellung in den beiden ersten Akten, aus jedem Ton vernahm man die in edler Leidenschaft bebende Sprache eines heißen Herzens, einer Liebe, die fühlt, daß sie dem Tode gehört. In der großen Nilszene jedoch vergriff sich Frau Brügelmann in ihren reichen nicht immer von künstlerischem Geschmack eingegebenen Darstellungsmitteln. Diese Aida vertauschte plötzlich ihre Rolle und fühlte sich als Dalila, selbst als Salome. Von einer hoheitsvollen Steigerung war hier nichts mehr zu spüren. Diese Königstochter suchte mit den billigsten Mitteln ihr Ziel zu erreichen. Die Brügelmannsche Aida war in diesem Akt vollkommen verzeichnet. Sie konnte deshalb auch nicht mehr erschüttern durch ihren leidvollen Zusammenbruch. Frau Brügelmann ist bekannt als eine gute Mozartsängerin. Gegen das glanzvolle oft kräftig besetzte Aida-Orchester kann die weiche Stimme der Künstlerin jedoch nicht in allen Lagen anstürmen. Einige wenige hohe Töne glänzen aber prachtvoll und zeigen imposante Kraft. Unsere Theaterleitung darf die Künstlerin nicht mit derartigen Rollen zu oft herausstellen, damit ihre Stimme nicht darunter leidet. Wir haben hier in Karlsruhe mit diesen falschen Rollenzuteilungen schon sehr üble Erfahrungen gemacht. Die mißliche Lage, in der wir uns in der Besetzungsfrage befinden für das hochdramatische Fach, zwingt uns zu diesen ungewöhnlichen Anordnungen. (...)

St.

Beobachter, 29.12.1919

Parsifal

(...) Die Kundry gab Frau Iracema-Brügelmann, stimmlich fast restlos befriedigend wenn auch die Höhe der Stimme in den dramatisch akzentuierten Partien einigen Schwankungen unterworfen war ; darstellerisch fesselte Frau Brügelmann aufs neue durch ihre hervorragende mimische Kunst.

Karlsruher Zeitung, 14.1.1920

Siegfried

(...) Frau Iracema-Brügelmann sang die Brünnhilde mit schöner, außerordentlich beseelter Stimme; einige kleine Aussetzungen, die an ihrer Leistung allenfalls zu machen wären, mögen auf die Indisposition zurückzuführen sein, wegen deren die Sängerin um Entschuldigung gebeten hatte. Im übrigen drängt sich die Frage auf, warum Frau Brügelmann nun doch, entgegen der bisher gehegten Annahme, hochdramatische Partien übernehmen soll.

E.R.

Residenz-Anzeiger, 16.1.1920

Siegfried

(...) Weniger erfreulich war die Brünnhilde der Frau Brügelmann. Die Stimme ist im ganzen zu hell für die Partie. Wohl gelangen die hohen Töne glänzend, aber in der Mittellage mußten wir auf die Kraft und das Pathos verzichten, die von dieser Rolle nun einmal untrennbar sind. Frau Brügelmann sah in ihrer kostbaren Perücke großartig aus; aber die Darstellung war durchaus unwagnerisch. Der Brünnhildenstein ward zu einem Diwan für Odalisken. Brünnhilde ist kein Weibchen mit erotischer Appression wie die Martha in "Tiefland" oder die "Aida"; sie muß im hehrsten Stil des Musikdramas dargestellt werden und darf nichts, aber auch gar nichts haben, was nach gefälliger Koketterie aussieht. Die Sängerin muß als Brünnhilde vollkommen umlernen, wenn sie Karlsruher Traditionen genügen will. (...)

Monti

Presse, 28.1.1920

Ariadne auf Naxos

(...) Frau Iracema-Brügelmanns Ariadne war eine solche meisterliche Leistung, daß man der Künstlerin nur das höchste Lob spenden kann. Gesanglich hat Frau Brügelmann hier nie Besseres geboten. Alles war da Glanz und Kraft und Wärme. Und auch ihr Spiel zeigte gehaltene Würde. (...) Das Orchester, von Hrn. Operndirektor Cortolezis geleitet, (...) leistete Glänzendes. Ihm ist für sein wundervoll abgetöntes Zusammenspiel ein besonderes Lob zu sagen.

A.H.

Karlsruher Zeitung, 29.1.1920

Landestheater

"Ariadne auf Naxos"

Nach längerer Pause gab man im Landestheater wieder einmal Strauß' "Ariadne auf Naxos", diesen originell erdachten Versuch einer Verschmelzung zweier Stilarten, wie sie heterogener nicht gedacht werden können, eines Versuchs, der an sich wohl scheitern mußte, der aber dennoch eine Anzahl wundervollster musikalischer Gedanken zeitigte, einen Reichtum von Melodien, instrumentalen Klangreizen und aparten Harmonien, wie ihn kaum eine zweite zeitgenössische Oper aufweist. Immer wieder entwaffnen die Glut und die sinnliche Schönheit, der Schwung und die Ausdruckskraft dieser Musik die kritischen Bedenken, die sich gegen die unserm Stilempfinden zuwiderlaufende Art der Stellung und Lösung des Problems erheben. Um die Aufführung machte sich diesmal neben dem Dirigenten Cortolezis und dem glänzend disponierten Orchester, das mit prachtvoll satter Klanggebung und feinfühligster Präzision seiner Führung gehorchte, vor allem Frau Iracema-Brügelmann verdient, deren Ariadne, als Ganzes gewertet, wohl die beste war, die wir bisher an unserer Bühne zu hören bekamen, die außerordentlich eindrucksvolle Verkörperung der Rolle durch die Münchner Sängerin Frau Perard-Theyssen bei der letzten Aufführung mit eingerechnet. Was ihrem Spiele besonderen Wert verlieh, war die Innerlichkeit und Herzlichkeit des Ausdrucks, das Aufleuchten rein menschlich ergreifender Züge in ihrer im übrigen durchaus auf die Linie erhabener Würde eingestellten Darstellung. In musikalischer Hinsicht entzückte die Künstlerin auch diesmal durch die vollendete Schönheit und Ausdrucksfähigkeit ihres kostbaren Stimmaterials und ihrer vollendeten Gesangskultur. Die übrige Besetzung war größtenteils die von früher her gewohnte; es genügt somit die Feststellung daß sämtliche Mitwirkende ausnahmslos Vorzügliches leisteten, (...)
E.R.

 

Presse, 24.2.1920

Der Rosenkavalier

(...) Neben ihm (=Gast Bender) ragte vor allem Hedy Iracema-Brügelmann als Marschallin hervor. Wir müssen uns hier immer erst von der Erinnerung an Beatrice Lauer-Kottlar frei machen, deren wundervoll ausgeglichene Darbietung dieser Rolle auf der ganzen deutschen Bühne keinen Vergleich zu scheuen brauchte. Frau Brügelmanns ganz anders und durchaus persönlich geschaute Marschallin darf auf gleiches Los Anspruch erheben; sie ist gleich groß in der Erfassung und Gestaltung des Menschlichen wie in der reifen, in den köstlichsten Einzelheiten erstrahlenden Meisterschaft des Gesangs und der Darstellung. Diese Frau erlebt die junge Liebe Quinquins noch mit der vollen Glut des Herzens, selber innerlich noch jung, voll sprühenden Lebens, "ein halb Mal lustig, ein halb Mal traurig", so daß selbst der Ausdruck der Resignation in der wundervollen Schlußszene des ersten Aufzugs (in der sich der "Rosenkavalier" zur Höhe reinster Kunst erhebt) fast nur als eine vorübergehende Trübung lebensstarken Empfindens erscheinen will. Erst in der Szene im Wirtshaus ringt sich dieses mit allen Fasern an Jugend und Lebenslust hängende Herz zum schmerzlichen Verzicht durch; den inneren Kampf offenbart die fast feindselige Kühle, mit der sie den Baron behandelt. Gesanglich bot Frau Brügelmann eine überaus fein ausgearbeitete, in den wärmsten und zartesten Abtönungen leuchtende Leistung. (...)

E.Sch.

 

 

Zeitung unbekannt, März 1920

Kompositionsabend Margarete Schweikert in Karlsruhe

Sehr zarte und süß melodische Linien, vor allem auch in dem Klavierteil, hat die Künstlerin in den reizenden Liedern "Nachtgedanken", "Seelchen" und "Die Verschmähte" gefunden; sie erfreuten Herz und Ohr. (...) Sie, die schon so oft durch ihr prächtiges Geigenspiel entzückt hatte, war sich am Blüthnerflügel eine geschickte Begleiterin ihrer Lieder. Als treue Helfer, ihren jungen Ruhm zu künden, hatte sie sich zwei hervorragende Künstler ausgesucht. Der Baritonist Herm. Conzelmann aus Stuttgart sang, zuerst vielleicht etwas zu wuchtig, jedoch mit guter Einführung und deutlicher Aussprache; seine Art ließ etwas kalt, vielleicht weil wir durch unsere beiden Landestheater-Baritonsänger (Büttner und Ziegler) zu verwöhnt sind. Umso stürmischer wurde unsere geschätzte Landestheater-Sängerin Iracema Brügelmann gefeiert. Was hat sie für eine wundervolle, weiche, zu Herzen gehende Stimme! Wie vollendet künstlerisch und eindringlich, dabei alles auswendig singend, gestaltete sie die einzelnen Lieder. Ihre Stimme nahm die oft beängstigend schwierigen Stellen mit ruhiger Sicherheit und klang wie eine frohe, jauchzende Frühlingsglocke. Reicher Beifall wurde gespendet, wofür die Künstler mit je einer Wiederholung dankten.

C.

 

Residenz-Anzeiger, Karlsruhe, 15.3.1920

Aus dem Konzertsaal.

Einen Kompositionsabend veranstaltete die hiesige Tonkünstlerin Margarete Schweikert letzten Dienstag im Eintrachtsaal. Sie brachte eine Anzahl Lieder mit Texten von Goethe, Heine, Falke, Schüler u.a. zu Gehör. Frl. Schweikert ist keine Liederkomponistin. Wo sie modern wird, geschieht es aus Überlegung, nicht weil sie nicht anders kann, wo sich ihre Einfälle ungeschminkt von alterierten Akkorden und dergl. zeigen, sind sie alltäglich. (...)  So ist die Komponistin auf halbem Wege stehen geblieben. Denn was sie auch zu sagen hat, ist nicht mehr neu (...)  Auch fehlt der zündende Funke des genialen Einfalls, man ward nicht warm. (...) Der Humor ist der Künstlerin gleich gar nicht geglückt. Beim Vortrag des Goetheschen Flohliedes aus dem Faust zuckte kaum hie und da eine Lachmuskel.

Als Begleiterin wurde Frl. Schweikert allen Anforderungen gerecht, weniger Frau Iracema-Brügelmann als Sängerin. Während ihre Stimme als Hochdramatische auf der Bühne nicht ausreicht, kann sie im Konzertsaal auch nicht gerade durch verhauchendes Piano entzücken, ein Mangel, der sich manchmal recht unangenehm bemerkbar machte. Zudem störten textliche Unsicherheiten; muß denn auswendig gesungen werden? Herr Conzelmann (Stuttgart) tat es nicht, doch stellte er sich als Bariton von mächtiger Qualität vor. Sein Stimmtimbre eignet sich auch weniger für Lyrik, obgleich er die hierfür notwendige Technik in hohem Maße besitzt, in den mehr pathetischen Liedern kam jedoch sein Organ zu voller, prächtiger Entfaltung. Das zahlreich erschienene Publikum feierte die Sänger und besonders die Komponisten durch reichen Beifall und Blumenspenden, so daß sie sich zu einer Dreingabe verstanden.

Walthari.

Beobachter, 27.3.1920

Don Juan

(...) Und endlich haben wir nun auch eine Donna Anna. Frau Brügelmann hat hier einen Beweis ihrer hervorragenden gesanglichen Kultur erbracht, der umso erfreulicher war, als sich dazu eine schöne, fein durchdachte darstellerische Durchführung der Rolle gesellte. Ihre große Rache-Arie und die eminent schwierige Bravour-Arie im zweiten Akt liefen rein und tonschön und waren voll reichster Empfindung. (...)

H.L.M.

 

Residenz-Anzeiger, 7.4.1920

Parsifal

(...) Bringt man in Abzug, daß die Stimme der Frau Brügelmann nicht die für die Kundry notwendige dunkle Farbe besetzt, so muß die Leistung musikalisch und darstellerisch als gut bezeichnet werden. (...)

Monti

 

Stuttgarter Neues Tagblatt, 8.5.1920

Kompositionsabend von Margarete Schweikert

Mit einer Folge von 21 Gesängen brachte sich die hier schon als reich begabte Tondichterin bekannte Margarete Schweikert aus Karlsruhe wieder in Erinnerung. Schon die Wahl der Texte zeigt Weite der künstlerischen Empfindung und Anschauung und das lebhafte Streben nach umfassender Gewinnung der verschiedenartigsten lyrischen Ausdrucksgebiete in treffender musikalischer Gestaltung. (...)

Für die Ausführung hatte die am Klavier anregend mitwirkende Tondichterin in Hedy Iracema-Brügelmann und Hermann Conzelmann gleichgestimmte, den poetischen Gehalt der Lieder mit schönem Stimmklang und beherrschender Vortragskunst voll lösende Kräfte gewonnen. Sie ernteten mit der Tondichterin lebhaften Beifall.

S.

Presse, 12.5.1920

Salome

(...) Für die Rolle der Salome konnte Iracema-Brügelmann nach ihrer ganzen künstlerischen Individualität von vornherein ganz besonders geeignet erscheinen. Mit ihrer ungewöhnlichen darstellerischen Intelligenz schuf sie denn auch eine Gestalt, in der sich geschmeidige, katzenhafte Wildheit, kalte, grausame Wollust, der betörende Gifthauch eines berückenden Empfindens zu einem Bild von überzeugender Glaubhaftigkeit vereinigten. Mit hervorragendem Können und glänzender Tongebung meisterte sie auch die ungeheuren gesanglichen Schwierigkeiten der Partie und zeigte sich durch geschmeidige Beweglichkeit und körperliche Ausdauer dem Wagnis, den Tanz selbst zu übernehmen, durchaus gewachsen. (...)

E.Sch.

Tagblatt, 13.5.1920

Salome

(...) Die Salome spielte erstmals Hedy Iracema-Brügelmann. Lebhafter, blutvoller, in den Bewegungen geschmeidiger als Sofie Palm-Cordes, unsere bisherige Salome. Auch wo man nicht mit allem einverstanden sein konnte, so in dem Allzubewußten mancher Unterstreichungen, fesselte Frau Brügelmann doch durch die Leidenschaft, Intensität und das Schillernde der Verkörperung. Höchste Anerkennung verdient die gesangliche Durchführung der unerhört schwierigen Partie. Die Künstlerin war ausgezeichnet disponiert; leicht, flüssig, dramatisch beseelt strömte ihre Stimme dahin, auch in der letzten Szene noch von außerordentlicher Fülle und  Leuchtkraft. (...)

H.Wck.

 

Karlsruher Zeitung, 30.9.1920

Fidelio

(...) Im Einzelnen war vor allem zu konstatieren, daß Frau Iracema-Brügelmann von ihrer exotischen Gastspielreise zurückgekehrt ist und als Leonore die gewohnte glänzende Gesangskultur bekundete, deren Wirkung nur leider durch die Wahrnehmung beeinträchtigt wurde, daß ihr schönes, aber ohnehin nicht gerade robustes, für hochdramatische Partien überhaupt nicht geeignetes Organ offenbar stark ermüdet war. Manche Stellen, namentlich alle lyrischen Momente, klangen berückend schön, an vielen anderen vermißte man Metall, Fülle, Tragfähigkeit. Ihr Spiel freilich war durchweg vornehm, von prachtvollem Ausdruck und packender Innerlichkeit erfüllt. (...)

E.R.

Karlsruher Zeitung, 17.11.1920

Tristan und Isolde

(...) Frau Iracema-Brügelmann verkörperte zum erstenmal, wie verlautet die Isolde. Das Maß, in dem sie den außerordentlichen Anforderungen dieser schweren Partie gerecht wurde, verdient, unter diesem Gesichtswinkel betrachtet und in Anbetracht des Umstandes, daß es sich hier um eine Darstellerin handelt, deren Stärke nicht auf hochdramatischem Gebiete zu suchen ist, besondere Anerkennung. Gewiß hätte man gewünscht, daß die Künstlerin in der Verwendung der äußeren Mittel dramatischer Gestaltung mehr Ökonomik obwalten ließe so z.B. zu Beginn des ersten Aktes, wo sie sich gleich in der Windbeschwörung durch Forcierung des leidenschaftlichen Ausdrucks der ausreichenden Steigerungsmöglichkeit in den späteren Szenen beraubte, obgleich gerade hier in dieser Hinsicht ein nur durch wenige Schwankungen modifiziertes, anhaltendes Crescendo angebracht erscheint während sie an anderen Stellen mehr Unmittelbares, Elementares und Ekstatisches hätte geben dürfen. Doch hatte auch diese etwas temperierte, aber beseelte und durchgeistigte Isoldeverkörperung ihre ästhetischen und an das gefühlsmäßige Miterleben appellierenden Reize. Höhepunkte waren die Liebestrankszene und der Liebestod. In rein musikalischer Hinsicht war die Leistung der Künstlerin hervorragend, von idealem Wohllaut und von bestrickender Wärme; dabei bekundete die Stimme eine überraschende Kraft und Ausdauer. (...)

E.Rüf.

 

Presse, 17.11.1920

Tristan und Isolde

Wagners "Tristan und Isolde", von Operndirektor Fritz Cortolezis stets in einer packenden Verhaltenheit und mit glutvoller Innigkeit geleitet, erlebte gestern eine überaus eindrucksvolle Wiedergabe. Frau Iracema-Brügelmann verkörperte die Isolde zum erstenmale, mit einer musikalischen Sicherheit, einer Kraft der Gestaltung, einer gesanglichen Kunst, die die rückhaltloseste Bewunderung herausforderten. Die gereifte Künstlerin zeigte sich in dem Reichtum der Mischung. Diese Isolde war als Weib dämonisches Wesen, als Mädchen scheuer Liebe voll, als Königstochter voll geraffter Haltung. Sie setzte der Gestalt neue Gichter (?? Lichter?) auf, ein Plus, das das kleine Minus an hie und da bemerkbarer, aber leicht und bald auszumerzender Unausgeglichenheit im ersten Akt, mehr als aufwog. Sieghaft und bestrickend war der Klang ihrer Stimme. Eminente Gesangskultur trug die ganze Leistung. Die Frage, ob sich die Künstlerin zur Hochdramatischen eigne, ist u. seit gestern gelöst. (...)

 

Landes-Zeitung, 17.11.1920

Tristan und Isolde

(...) Frau Iracema-Brügelmann gab gestern hier zum erstenmal die Isolde. Sie blieb der hehrsten Gestalt Wagners nur sehr wenig schuldig. Man muß mit Hochachtung von dieser Isolde sprechen, die vollkommen unabhängig vom Dirigentenpult, mit bewundernswertem Gedächtnis und einer Sicherheit in der musikalischen Auffassung alle Fährlichkeiten dieser Partie mühelos überwand. Frau Brügelmann gestaltete im zweiten Akt ihre Isolde aus tiefstem Wesen. Die Künstlerin war stimmlich glänzend disponiert. Ihre Höhe klang kraftvoll, schlackenlos. Nur über wenige Stellen darf man diesmal rechten, es sind jene, die zu piano genommen wurden. (...)

St.

Presse, 7.6.1921

Carmen

In der gestrigen gutbesuchten "Carmen"-Vorstellung sang Frau Iracema-Brügelmann die Partie hier zum erstenmale. In der Tat, sie "sang" sie. Die wundervolle Stimmkultur der Künstlerin trat gerade in dieser Rolle leuchtend zutage. Die Fülle der Tonwaleurs, immer aus der jeweiligen seelischen Situation geboren, war von berückender Mannigfaltigkeit. Klang und Ausdruck waren verhalten und beherrscht, deshalb voll von umso stärkerer Glut. Auch das Spiel war ganz auf rassige Vornehmheit zurückgedrückt, gerade deshalb aber reich an besonderen und neuen Pointen. Nur der eine Wunsch blieb offen, daß sich die musikalisch so bedeutende Sängerin rasch in die von Operndirektor Fritz Cortolezis nunmehr auf peinlichste und lebendigste Rhythmik gestellte Aufführung des Werkes finde, was ihr kaum schwer fallen dürfte. (...)

A.R.

 

Landeszeitung, 7.6.1921

Carmen

Frau Iracema-Brügelmann macht von den vielen Carmendarstellerinnen, die man hier schon zu sehen bekam, eine rühmliche Ausnahme in der äußeren Aufmachung der glutvollen Spanierin; sie will nicht durch Toilettenpracht und Flitter das Interesse erwecken, sie will nicht durch dekorativen Aufputz aus dem Rahmen fallen. Sie weiß mit einer besseren Kunst als der ihrer Gardrobierin zu fesseln, sie legte Hauptgewicht auf eine auch im Kleinsten sorglich ausgearbeitete Darstellung und auf eine allerdings oft nur mezza voce durchgeführte gesangliche Wiedergabe. Frau Brügelmann hat ihrer Carmen ein eigenes Profil gegeben, rassig, dämonisch, schmeichelnd, manche Grade einer leidenschaftlichen Skala trieben sich dabei besonders stark ins Relief. Wir haben zurzeit in Deutschland wenig bedeutende Carmendarstellerinnen, es ist aber anzunehmen, daß Frau Brügelmann mit ihrer Kunst dergestalt in diese Partie hineinwächst, daß man auch außerhalb ihres Wirkungskreises von ihrer Carmen reden wird. (...)

St.

 

Badische Presse, 23.10.1922

He. Das Konzert des Gesangvereins "Badenia" zur Feier des 51jährigen Bestehens, das am Samstag abend im großen Saale der Festhalle stattfand, hatte insofern eine besondere Bedeutung, als dem neuen Dirigenten des Vereins, Herrn Musiklehrer Robert Pracht, erstmals Gelegenheit gegeben wurde, sich an der Spitze des großen, leistungsfähigen Chores zu zeigen, der lange Jahre hindurch von dem als gewandter Pianist mitwirkenden Musiklehrer Hugo Rahner trefflich geschult und zu bedeutender Höhe emporgeführt, dann von dem sich nun aus dem öffentlichen Musikleben zurückgezogenen Musiklehrer Ludwig Baumann übernommen wurde (...)

Den solistischen Teil hatten hiesiges Künstler übernommen. An Stelle der erkrankten Olga Blomé (Stuttgart) sang Frau H. Iracema-Brügelmann mit bewundernswertem Können Lieder von Schubert und Strauß. Neben ihr trat die vorteilhaft bekannte Geigerin Margarete Schweikert hervor und brachte getragene Stücke mit Stilgefühl und Wärme heraus. Die Ecksätze von "Arieta Espanole" spielte sie mit klarer Technik und eleganter Bogenführung. Für die Darbietung des Es-dur-Quartettes von Beethoven vereinigten sich zu ungetrübtem gemeinsamen Musizieren Margarete Schweikert, Hugo Rahner, der auch der Sängerin ein anschmiegsamer Begleiter war, Joseph Keilberth und Robert Pracht. —

An die Feier schloß sich ein Ball an.

 

Karlsruher Zeitung, 7.12.1922

Konzertkritik.

Ein Kammerkonzert.

Enge Sitzreihen in einem Privathause. Keine Halle, kein Saal. Intim der Charakter der Veranstaltung, welche die hiesige Violinistin Margarete Schweikert als III. Kammerkonzert gibt. Kammersängerin Hedy Iracema-Brügelmann singt Lieder von Gustav Mahler, Herr Paul Trautvetter hat den Cellopart für ein Pfitznertrio übernommen, Fräulein Elisabeth Moritz bewältigt mit großer Sicherheit und vielem Feingefühl den nicht unschweren Klavierpart für das gesamte Programm. (...)

Kammersängerin Iracema-Brügelmann hatte für den gestrigen Abend eine Reihe nicht unschwerer Lieder von Gustav Mahler gewählt. Wie auf der Bühne, bewies ihre Stimme auch im kleineren Raum eine feine Anpassungsfähigkeit, bei großer Ausdruckskraft und Beherrschtheit im Forte wie im ersterbenden Piano. (...)

Adolf Himmele

 

Karlsruher Tagblatt, 10.12.1922

Auch das dritte der von Margarete Schweikert veranstalteten Kammerkonzerte gestaltete sich zu einem vollen Erfolg für die Konzertgeberin. Diese Hauskonzerte haben sich rasch einen großen Freundeskreis gewonnen; so war die jüngste Veranstaltung wiederum sehr stark besucht. Margarete Schweikert und Elisabeth Moritz spielten mit der bei ihnen gewohnten technischen und musikalischen Reife die Sonate für Violine und Klavier op.11 Nr.2 von Paul Hindemith. Auch in dieser Schöpfung erweist sich Hindemith als zielbewußt seine eigenen Wege gehender Musiker.  (...) Von Hans Pfitzner wurde ein Jugendwerk, das Trio für Klavier, Violine und Violincello, op.8, aufgeführt. (...)

Kammersängerin Hedy Iracema-Brügelmann vermittelte in der ihr eigenen fesselnden Weise die Bekanntschaft mit einigen selten zu hörenden Liedern von Gustav Mahler, von denen besonders "Das irdische Leben", "Ich bin der Welt abhanden gekommen" und das fein-komische "Des Antonius von Padua Fischpredigt" starken Eindruck machten. Elisabeth Moritz begleitete die Sängerin in feinsinniger Weise. Die Zuhörer bezeugten ihre Dankbarkeit für die erlesenen Kunstgenüsse durch herzlichen Beifall.

H.Wck.

Karlsruher Zeitung, 5.6.1924
Badisches Landestheater

Richard Strauß-Festwoche

(III. Tag)

Die Aufführung der "Ariadne auf Naxos" war vorbildlich. Halten die kommenden Theaterabende der Festwoche gleiches Niveau, so haben wir bei diesem Strauß-Zyklus in der Tat eine Reihe glänzender Vorstellungen zu erwarten. Vorbildlich war die Wiedergabe in erster Linie, weil Richard Strauß, dem dieses prachtvolle Werk selbst sehr am Herzen zu liegen scheint, durchaus auf Stileinheit hielt und dem Ensemble mit fester Hand seinen souveränen Willen aufzwang. Das ist aber gerade bei dieser aus so verschiedener Substanz zusammengesetzten Oper von größter Wichtigkeit, und nur durch solche scharf pointierte Darstellung gewinnt sie wirkliches Leben. (...)

Die Bühne stand ebenfalls unter glücklichem Antrieb. Wohl selten hört man schon im Vorspiel so scharf gemeißelte Rhythmik und klare Textbehandlung. Auch die Disziplin des Zusammenspiels war gegenüber früheren Vorstellungen merklich gefestigt. In der eigentlichen Oper teilten sich vor allem H. Iracema Brügelmann (Ariadne) und Marie von Ernst (Zerbinetta) in den mächtig einsetzenden Applaus. (...) Nach der, wie ich schon hervorhob, stilvoll disponierten, selten klar und differenziert ausgearbeiteten sowie von stärkster Vitalität erfüllten Aufführung wollten die Beifallssalven kein Ende  nehmen. Richard Strauß und die Solisten mußten sich unzählige Male dem beinahe ausverkauften Hause zeigen.

H.Sch.

 

 

Karlsruher Zeitung, 10.6.1924

Richard Strauß-Festwoche
VI. Tag

Die Festwoche hat ihr Ende nun mit einer Aufführung der "Elektra" in neuer Einstudierung und Inszenierung erreicht. (...) Die Wiedergabe von dem von Emil Burkard neuentworfenen düsteren Palast-Prospekt war sehr eindringlich. H. Iracema Brügelmann machte die Gestalt der Elektra dank ihrer bedeutenden mimodramatischen und gesanglichen Kunst zu einem nachhaltigen Erlebnis. Die andere Agamemnonstochter, die liebliche Chrysothemis, fand in Mali Fanz eine vorzügliche Vertreterin. Nach dem sehr günstigen Eindruck zu urteilen, hat das Theater einmal einen guten Griff getan, als es diese Sängerin für die nächste Spielzeit verpflichtete. (...)

H.Sch.

 

Karlsruher Kunstwarte Nr. 4, 24.12.1924

Der Fliegende Holländer

Herr Harbich von Nürnberg gab die Titelrolle. War die Leistung im ersten Akt erträglich, obwohl hier schon Stimmunreinheiten und stilistische Fehler in Gesang und Darstellung unterliefen —, so führte im zweiten die Kurve der Gesamtdarstellung bedenklich nach unten. Das Material ist an sich gut, aber es fehlt die Gesangskultur; die Höhe ist mühsam und an der Tiefe gebricht es durchaus; auch nimmt der Gast die Töne zu offen, sodaß der Ton einen schreienden Charakter annimmt. In der Darstellung fehlt Vornehmheit und geistige Essenz. Die Leistung im Ganzen war zu klein. Der Sänger wurde von unsern Einheimischen Frau Brügelmann und Herrn G. Wucherpfennig in Grund und Boden gesungen. Es ist undenkbar, daß Herr Harbich einen Pizarro, einen Wotan oder gar einen Hans Sachs singen kann. Wir müssen eine allererste Kraft haben, wenn Herr Büttner ersetzt werden soll.

Monti

 

Karlsruher Kunstwarte, 11.2.1925
1. Jahrgang, Nr.11 

"Rienzi". Nach langen Jahren energischer Forderungen durch Publikum und Presse ist endlich Wagners "Rienzi" wieder im Repertoir erschienen. Es wurde damit eine Aufgabe gelöst, die eine künstlerische und eine Publikumsbedeutung hat.  (...) Das Publikum aber, das seit Jahren durch steril gewordene Theaterleitungen und eine durch vollkommenen Geistesabwesenheit und Geschmacklosigkeit charakterisierte Kritik in seinem Geschmack und seinen Empfinden mißhandelt wird, hat ebenfalls ein Recht darauf, ein Wagnerisches Jugendwerk mit seinem gewaltigen dramatischen Elan zu hören und zu schauen. (...)
Für die Aufführung hatten sich Lorentz und Bussard gemeinsam eingesetzt. Das Werk gelang. Und es gelang vorzüglich, wenn man bedenkt, daß es wirklich eine Neueinstudierung war, da alle Rollen, auch die Chöre, neu gelernt werden mußten. (...) Herr Balve war ein guter Rienzi. (...) Als Irene (Rienzis Schwester) war Frl. Fanz am Platze. (...) Frau Brügelmann hatte den Adriano übernommen; sie verdient Dank dafür. Denn er ist nicht eigentlich die Partie der Künstlerin; singen müßte sie Frau Hofmann-Brewer trotz der hohen Töne (die Partie geht nirgends über ein a hinaus). Von einer modernen Mezzosopranistin verlangt man ein a. Immerhin — wir sind es zufrieden, daß Frau Brügelmann die Partie sang; so kamen die hohen Töne mühelos; die tiefen Lagen hatten manchmal ein wenig zu leiden, aber das kommt ernsthaft nicht in Betracht; die ganze Darbietung war von künstlerischem Ernst getragen. Der Adriano ist die unerquickliche Figur des Dramas; schwankend und unentschlossen, zweideutig und im Letzten untreu, kann er keine Sympathien erzeugen. Uebrigens sollte mal ein Kapellmeister den Mut haben und die Rolle von einem lyrischen Tenor singen lassen. Was sollen diese Hosenrollen unserem heutigen Geschmack? Es war die Mode der Zeit, die solch widernatürlichen Geschmack gebar. (...)
Monti

 

Karlsruher Kunstwarte Nr. 12, 18.2.1925

Badisches Landestheater.

Oper "Rienzi".

Auch in der Wiederholung dieser Wagnerschen Pompoper konnten sich unsere musikalischen und bildnerischen Opernkünstler im vollsten Glanz ihrer stimmlichen und darstellerischen Virtuosität zeigen. Der Eindruck der  Unsicherheit, der in der ersten Aufführung, besonders in den großen Massenszenen, stellenweise noch bemerkbar war, ist jetzt vollkommen gewichen, sodaß sich dieses Werk ohne flackernde Momente in seinem Gesamteindruck als eine bis ins Kleinste herausgemeißelte künstlerische Leistung ersten Ranges präsentiert. Hoffentlich verschwindet diese Frühoper Richard Wagners nach ihrer tatkräftigen Wiederbelebung durch  Alfred Lorentz und Hans Bussard nicht wieder so schnell vom Spielplan.

Rudolf Balve war wieder der dramatisch stark hervortretende Rienzi; auch die tenoralen Ausdrucksgewalten dieses Künstlers kommen in dieser Rolle glänzend zur Geltung. Frau Iracema-Brügelmann bringt als Adriano ein künstlerisches Opfer, das nicht genug gewertet werden kann. Der edle Wohllaut ihrer Stimme versöhnt mit dem vom Dichterkomponisten gezeichneten im Grunde unsympathischen Charakter dieses Römers. Als Irene gastierte anstelle der erkrankten Maly Fanz Fräulein Runge (Mannheim). Die Künstlerin ist hier nicht unbekannt. Auch ihre Irene war eine hochstehende Leistung, in der sich besonders die eminente Musikalität von Gertrud Runge offenbarte. Hat die Stimme auch an Frische und Schmelz etwas eingebüßt, so verdient doch die Tiefe im lyrischen Ausdruck und die vornehme menschliche Größe ihrer Darstellung alle Anerkennung. Ein begeistertes Publikum dankte mit rauschendem Beifall.

Pr.

 

Bad. Zeitung, 15.9.1925
Lohengrin. Der Sonntag brachte in neuer Einstudierung und in ungekürzter Form R. Wagners "Lohengrin". Hierbei stellte sich der neue erste Kapellmeister, Dr. Heinz Knöll, zum erstenmal der Oeffentlichkeit vor. Dr. Knöll ist eine sympathische Künstlerpersönlichkeit, seine Dirigierweise ist vornehm und bestimmt, er beherrscht den großen Apparat. Daß trotzdem im 2. und 3. Akt leichte Schwankungen sich einstellten, ist vielleicht darauf zurückzuführen, daß sich die neuen Kräfte noch nicht restlos zusammengefunden haben. (...) Als Ortrud wuchs Frau Iracema-Brügelmann diesmal fast über sich selbst hinaus. (...).

Wlh.

 

Tagblatt, 15.9.1925

(...) Die Neueinstudierung verriet größte Sorgfalt. Kapellmeister Dr. Heinz Knöll hatte die Partitur feinsinnig gedeutet und den Sängern in Dynamik und Deklamation ausgezeichnete Nüancen angegeben. Aber viele Tempi nahm er allzubreit; gerade die Lohengrin-Musik verträgt Straffung. Der Blechklang war durchweg zu grell und spitz. Ein Weniger an äußerer Kraft ist stets ein Mehr an musikalischem Glanz. Als Ganzes verdient die fleißige und gediegene Arbeit Lob. (...) Die Ortrud von Hedy Iracema-Brügelmann hatte in Gesang und Darstellung Glut und Größe. (...)

A.R.

 

Durlacher Tagblatt, 16.9.1925

Lohengrin

(...) Dr. Knöll ist nach der von ihm hierin abgelegten Talentprobe ein Opernleiter von großen künstlerischen Fähigkeiten. Er dirigiert mit überlegener Ruhe, feinsinniger Nuancierung und kraftvoller Energie und weiß Solisten, Chor und Orchester in fester, sicherer Hand zu halten. Vor allem muß sein Streben, die Singstimmen nicht zu überlärmen und überhaupt die Tonmassen des Orchesters stilvoll zu bändigen, rühmend hervorgehoben werden. (...) H. Iracema-Brügelmanns Ortrud war stimmlich und schauspielerisch von dämonischer Leidenschaft. (...) Das Orchester musizierte mit hinreißendem Schwung. Die so trefflich gelungene Vorstellung erntete stürmischen Beifall.

Dr. Rudolf Raab

Zeitung unbekannt, 11.10.1925

Oberon

(..) Die schwierigen Hauptrollen Hüon und Recha (bei Wikipedia: Rezia) mischen heroisches und lyrisches Pathos. Kammersängerin Hedy Iracema-Brügelmann bringt die lyrischen Bestandteile wunderschön heraus, läßt dagegen an Dramatik in der Ozean-Arie nach. (...) Das Haus war sehr gut besucht. An reichem Beifall, an ehrenden Hervorrufen fehlte es nicht.

Chr. Hertle

 

Tagblatt, 12.10.1925

Neu einstudiert: "Oberon" von C.M.v. Weber

(...) In Gesang und Spiel gleicherweise hervorragend war die Rezia von Hedy Iracema-Brügelmann. Sie war stimmlich sehr gut disponiert und brachte die berühmte Ozean-Arie zu starker Wirkung. (...)

 

Karlsruher Kunstwarte, 16.12.1925

1. Jahrgang, Nr.55

Badisches Landestheater

Oper

"Amelia" von Verdi. Die Amelia oder der Maskenball nimmt unter den Opern Verdis keine zentrale Stellung ein; der Partitur fehlt jene Originalität und Durchschlagskraft, die den Verdi'schen Werken ihr eigenartiges Gepräge verleiht. (...) Das Stück ist seit 3 oder 4 Jahren nicht gegeben worden. So hat eine Umbesetzung der Rollen stattgefunden. Frau Brügelmann hat indes, wie früher, die Amelia gesungen. Und das war gut so. Denn diese Partie gehört zu den besten der Künstlerin; Frau Brügelmann gibt der Figur die starken dramatischen Accente, die für die Amelia unbedingt notwendig sind. Auch der René ist in den Händen Weyrauchs geblieben, der gleichfalls diese Rolle zu seinen besten zählt; (...). So erzielte das Stück bei einem voll besetzten Haus einen durchschlagenden Erfolg.

Monti

 

Badische Presse, 17.12.1925

Fidelio

(...) Die Aufführung hielt sich auf einer guten mittleren Höhe. Die tragende Partie der ganzen Oper gab Kammersängerin Hedy Iracema-Brügelmann in gerundeter, geschlossener Darstellung. Sie gibt die Leonore wundervoll warm, und mitfühlend. Leid und Ergriffenheit wird bis in Dialogstellen hinein fühlbar, aber auch seelenvolle Fraulichkeit. Die gesangliche Ausgestaltung kommt zu ihrem vollen Rechte und wird in den lyrischen und dramatischen Partien gleich glücklich gelöst. (...) Die musikalische Leitung hatte Kapellmeister Dr. Heinz Knöll. Er führte Solisten, Chor und Orchester mit Ruhe und Sicherheit. Seine Direktion zeigt innere Anteilnahme. Dadurch erhält sein Orchester, das bei dynamischen Steigerungen nicht grell und schreiend wird, eine wohlige Wärme. (...)

He.

 

Durlacher Tagblatt, 22.12.1925

Fidelio

(...) Dr. Heinz Knöll dirigierte das hohe Lied von der sieghaften Gattenliebe mit etwas breit auslandender Hand, aber gewandt, sicher und temperamentvoll anfeuernd; Bühne und Orchester ordnete sich ihm mit wenig Ausnahmen willig unter. (...) Als Leonore riß wieder Hedy Iracema-Brügelmann durch große gesangliche Vollkommenheit und die dramatische Wucht und seelische Verinnerlichung der schauspielerischen Wiedergabe das Publikum zu lautem Beifall auf offener Szene hin. (...)

Dr. Rudolf Raab

 

Badische Zeitung, 2.2.1926

Tristan und Isolde - Aufführung 31. Januar 1926

(...) (das Orchester übertönte zuweilen die Stimme von Tristan-Stracks) Die Isolde von Frau H. Iracema-Brügelmann ist von ihren Prachtrollen eine der allerersten. Ihre herrliche, stets über dem gewaltigen Orchester sieghaft strahlende Stimme hielt in Bann, sie war eine wirklich königliche Isolde, auch in Spiel und Haltung. (...)

Mh.

 

Residenz-Anzeiger, 24.4.1926

Die Walküre

(...) Bei Malie Fanz als Sieglinde, wie bei Hedy Iracema-Brügelmann als Brünnhilde wird der Hörer sofort gepackt durch die Beseelung jedes einzelnen Tones und jeder einzelnen Bewegung. Man fühlt, daß hinter diesen Bühnenfiguren künstlerisch heiß erlebende und intellektuell bewußt gestaltende, selbstdisziplinierte Menschen stehen. (...) Großartig in der Anlage ist die Brünnhilde Hedy Iracema-Brügelmanns. Wenn auch die Stimme manchmal den künstlerischen Intentionen der Sängerin nicht mehr ganz gerecht wird, so wird das leicht vergessen durch die vorhin erwähnte Gestaltung der ganzen Partie und jeder Einzelheit. (...)

Dr.S.

 

Durlacher Tagblatt, 26.4.1926

Walküre

(...) Die Brünnhilde zählt bekanntlich zu den besten Gestalten H. Iracema-Brügelmanns. Der vorbildliche Ernst und die vollendete gesangliche Reife, mit denen sie jede ihrer Partien anfaßt, gaben wieder dem so menschlich fühlenden Wotanskinde eine hinreißende seelische Kraft und Innigkeit. Ihr gleich an Schönheit und Vollkommenheit der musikalischen Darbietung und an leidenschaftlicher Gefühlswärme des Spiels kam M. Fanz, deren Sieglinde....

Dr. Rudolf Raab

 

Karlsruher Tagblatt, 3.5.1926

Siegfried

(...) An den schönen Stimmen auf der Bühne konnte man sich erfreuen. Theo Strack, nicht eigentlich der Knabe Siegfried, aber doch ein jugendlicher Held voll Scharm und Feinheit, schuf mit Hedy Iracema-Brügelmann (Brünnhilde) einen dritten Akt, der Bayreuths würdig war. (...)

A.R.

 

Badische Zeitung, 6.5.1926

Siegfried

(...) Hedy Iracema-Brügelmann hat wie in den bisherigen Ring-Aufführungen auch diesmal eine kaum zu übertreffende Brünnhilde geschaffen, die vollstes Lob verdient. Im Zusammenarbeiten mit Strack (Siegfried) verlieh sie der Gestalt nicht auszusprechendes Erleben.

 

Badische Zeitung, 15.5.1926

Der Ring der Nibelungen

Letzter Tag: Götterdämmerung

Der Ring gilt als Prüfstein der Oper, wie haben ihn, wenn auch nicht in geschlossenem Zyklus, so doch in verhältnismäßig rasch auf einander folgenden Aufführungen hier wieder zu sehen bekommen. Karlsruhe war seiner Ring-Aufführungen wegen berühmt; nun haben es vereinte künstlerische Kräfte ermöglicht, das Vorspiel und die drei Tage in beachtenswerter Güte den Wagnerverehrern wieder vorzuführen. All den Aufführungen merkte man ein Abrücken vom alten Bayreuther Stil an, die neue Richtung hat sich ganz besonders in der Götterdämmerung ausgewirkt. Nicht allein Generalmusikdirektor Wagner hat versucht, dem modernen Hörer eine neuzeitliche Ausdenkung zu interpretieren, indem er stark belebte Tempi anschlug, sondern auch die Regie hat die modernen Errungenschaften der Bühnentechnik, wie sie die letzten drei Jahrzehnte gezeitigt haben, in dem großen Apparat eingestellt. Das zusammen gab prächtige plastische Bilder, so daß wir nun wieder ein Ring-Ensemble besitzen. Dies soll freudig festgestellt werden.

Frau Iracema-Brügelmann ist in die Götterdämmerungsbrünnhilde vollkommen hineingewachsen, stimmlich hielt sie bis zum Schluß mit bewundernswerter Klarheit durch, sie arbeitete in ihrer wohldurchdachten Gestaltung mit starken Akzenten. Ihr Schwur war dämonisch wild, überragend hinreißend. Man wird sie wohl zu einer der besten Brünnhilden unserer deutschen Bühnen rechnen dürfen. (...)

 

Durlacher Tagblatt, 18.5.1926

Der Ring der Nibelungen

Dritter Tag: Götterdämmerung

(...) Unter den Solisten nahm H. Iracema-Brügelmann den ersten Platz ein. Ihre Brünnhilde war darstellerisch von leidenschaftlicher Größe und beherrschte überragend die Szene. Vermöge ihrer glänzend geschulten und bemeisterten Stimme vermochte sie auch gesanglich eine Spitzenleistung zu bieten. (...)

Dr. Rudolf Raab

 

Karlsruher Zeitung, 2.10.1926

Die Königin von Saba, von Carl Goldmark - Aufführung 1.10.1926

(...) (Lob für Tanzgruppe) Der musikalische Teil hielt sich nicht auf absolut gleicher Höhe. Von den Solisten stand obenan Hedy Iracema-Brügelmann, diese königliche Gestalt war musikalisch erlebt und psychologisch erfaßt zugleich. Ihre Szenen zeitigten die künstlerisch wertvollsten Eindrücke, während die übrigen doch mehr oder minder nur Theater "spielten". (...) Dr. Heinz Knölls Stabführung hatte viel Nerv und offenbarte in ihrem Streben nach dem Effektvollen auch gesunde Vitalität. Die großen Ensembles schienen allerdings nicht immer klar zusammengefaßt und zur Einheit verschmolzen. (...)

H.Sch.

 

Residenz-Anzeiger, 4.10.1926

Die Königin von Saba

(...) (großes Lob für Tänze) Aber auch derjenige, der die Oper vom Gesichtspunkt der Qualität der musikalischen Aufführung aus betrachtet, darf zufrieden sein. Zunächst die musikalische Leitung von Dr. Heinz Knöll. Seit dieser Kapellmeister an unserer Oper wirkt, hat er noch keine Niete in seinen Leistungen gezeigt; im Gegenteil, das Publikum konnte den ruhigen, aber sicheren Anstieg dieses hochbegabten Musikers von Aufführung zu Aufführung verfolgen. Daß Dr. Knöll aus der Königin von Saba kein künstlerisches hochbedeutendes Werk machten konnte, ist selbstverständlich; was aber an Werten in dieser Oper steckt, das holte er mit sicherer Hand heraus, waren es orchestrale Feinheiten, war es ein Abwägen der Singstimme gegenüber dem Orchester, war es Genauigkeit der zahlreichen und überaus schwierigen Chorsätze. (...) So ließ die Leitung der Oper wiederum keinen Wunsch offen: Temperament, Gestaltungskraft, Präzision und Feinsinn waren aufs beste vereinigt.

Hocherfreulich waren auch die solistischen Leistungen. Hedy Iracema-Brügelmann gab eine Königin voll Hoheit, aber auch voll Leidenschaft, und wieder voll Berechnung. Ihr Gesang war ganz besonders frisch, bis in die höchste Lage voll Leuchtkraft und Klarheit und beseelt von tiefem Erfassen der Rolle. (...)

Der Beifall des gutbesuchten Hauses war am Schluß der Oper sehr lebhaft und verstärkte sich noch beim Erscheinen des musikalischen Leiters vor dem Vorhang.

Dr.S.

 

Residenz-Anzeiger, 2.12.1926

Der Jungbrunnen

(...) Die Aufführung darf als eine Großtat der Karlsruher Oper bezeichnet werden. Dr. Heinz Knöll leitete musikalisch: wir sind von ihm gewöhnt, daß seine Einstudierungen sitzen und daß sie am Abend selbst mit Hingabe der ganzen Persönlichkeit geführt von Können und hoher Begabung, wie aus einem Gruß vor uns stehen. Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, daß Dr. Knöll im Einvernehmen mit dem Komponisten der Partitur manches Zuviel an Kraft genommen hat. Es ehrt den Komponisten, wenn er sich einem ehrlichen Rat nicht hochmütig verschließt, und es zeigt die Anteilnahme des musikalischen Leiters, der bei korrigierbaren Mängeln eingreift, obwohl ihn für sie keine Verantwortung treffen können. (...)

Den solistischen Leistungen darf der Kritiker mit der größten Freude zu Leibe rücken, denn selbst bei sehr scharfer Einstellung nötigen sie höchste Anerkennung ab. Die Partien sind durchweg musikalisch schwer und dem Ohr wenig eingängig; um so höher ist die musikalische Sauberkeit auf der Bühne anzuschlagen. Hedy Iracema-Brügelmann zog als Eva alle Register ihrer Kunst. Ihr Gesang strahlte von Kraft und Fülle, aber, was mehr bedeutet, sie durchlebte jede Phase der Entwicklung dieser so verschiedenartig charakterisierten Frauengestalt, sie ergriff den Hörer und schlug ihn in Bann durch die Tiefe des Erlebens, das von ihr ausging. (...)

Dr.S.

 

Karlsruher Tagblatt, 17.1.1927

Die Hugenotten

(...) Die reife Kunst Hedy Iracema-Brügelmanns trat in der gefühlsechten, stiledlen Verkörperung der Valentine eindrucksstark hervor. (...) Die Aufführung, die Dr. Heinz Knöll musikalisch, Hellmut Grohe szenisch leitete, stand auf sehr respektabler Höhe und hinterließ die besten Eindrücke. (...)

A.R.

Karlsruher Tagblatt, 11.2.1932

Richard-Wagner-Gedenkfeier

Wie im Anzeigenteil bereits bekanntgegeben, veranstaltet die rührige hiesige Ortsgruppe des Bayreuther Bundes der deutschen Jugend E.V., am nächsten Samstag, den 13. Februar, als dem Todestag Richard Wagners, im Festsaal der Badischen Hochschule für Musik eine Gedenkfeier. Es wird gewiß von vielen hiesigen Kunstfreunden mit Freude begrüßt werden, daß unsere hochgeschätzte Kammersängerin Hedy Iracema-Brügelmann nach längerer Zeit wieder zum erstenmal mit ihrer Kunst in die Oeffentlichkeit tritt und damit dem Abend eine besondere Note gibt. Sie wird einen Teil aus dem 1. Tristan-Akt und die Totenklage aus der "Götterdämmerung" zum Vortrag bringen. Die Brangäne-Partie wird die Konzertsängerin Hilde Paulus singen, während Kapellmeister Dr. Heinz Knöll die Begleitung am Flügel sowie die Rezitationen übernommen hat. Die Gedenkworte wird Herr Professor Dr. Arthur Drews sprechen. Eintrittskarten sind bei der Musikalienhandlung Fritz Müller zu mäßigem Preise erhältlich.

 

Karlsruher Tagblatt, 15.2.1932

Konzert-Umschau

(...) Sensationellen Charakter nahm die von der hiesigen Ortsgruppe des Bayreuther Bundes der deutschen Jugend veranstaltete Gedächtnisfeier für Richard Wagner an. Unsere frühere, so überaus beliebte Hochdramatische, Kammersängerin Hedy Iracema-Brügelmann, betrat nach langer Zeit und noch längerer Krankheit zum ersten Male wieder das Podium. Wie sehr dies Wiedererscheinen der mutigen, willensstarken, schwerem Geschick trotzenden Künstlerin in der Oeffentlichkeit als außergewöhnliches Ereignis angesehen und empfunden wurde, zeigte der bis auf den letzten Platz besetzte Konzertsaal der Badischen Hochschule für Musik. Der Nachfrage konnte, wie der 1. Vorsitzende des Bundes, Bankdirektor a.D. Chr. Lorenz, in seiner Begrüßungsansprache mitteilte, gar nicht Genüge getan werden. Triumphal wurde Hedy Iracema-Brügelmann empfangen. Klar, daß sie dieser Begrüßungssturm tief bewegte.

Aber man war nicht nur gekommen, den unvergessenen Liebling wieder zu sehen, sondern auch wieder zu hören. Und dabei gab es die eigentliche Ueberraschung, die eigentliche Sensation: Die prachtvolle Stimme klang schöner als je. Aber nicht deshalb, weil sie sich "ausgeruht" hatte, sondern weil unablässig an ihr weitergearbeitet worden war. Sie hat helleren, strahlenderen Glanz bekommen, in den Funktionen mehr Leichtigkeit und Weite, im Timbre mancher Lagen wieder Jugendlichkeit. Das freudige Erstaunen war allgemein. Wagner ohne Überpathetik zu hören, war unsagbar schöner Genuß. Wo hört man ihn heute noch so? Ohne Überdruck, ohne Gepuste, ohne wilde Zerstreuung des Atems, ganz auf Klarheit, Reinheit des Klangs gestellt? Wie ungezwungen, wie gut gebunden diese Aussprache und Deklamation Iracema-Brügelmanns! Und dennoch aller Ausdruck, alle Empfindungswellen in den reichen Wechsel der Klangfarben gegeben. Das Wort kann nirgends stärker wirken, als in solch edler Fassung.

Anders hat sich Wagner seinen Sprechgesang nicht gedacht. Er hatte ja sein musikalisches Gehör in einer Zeit geschult, der Tonverblasugen fremd waren. Seine Meistersänger waren die, die auch in einer italienischen Oper tadellos bestanden. Tichatschek, Niemann, Schnorr von Carolsfeld und wie sie alle heißen. Die gewaltsame Ueberverdeutlichung datiert erst von später. Nach Wagners Tod. Hedy Iracema-Brügelmann hat sich weit, weit von ihr entfernt. Zum Segen für ihre schöne Stimme, die sie heute noch auf der Bühne in allen Ehren bestehen ließe. Ganz abgesehen von dem eminenten Stilverständnis, dem großen Format ihrer musikalisch-künstlerischen Gestaltung, die alles verlebendigt. So manchem ist vorgestern abend ein Licht über den eigentlichen Wagnerstil aufgegangen. Andere fühlten sich an alte Zeiten erinnert, da unter Felix Mottl dieser Stil im Flore stand. Mögen die Jungen spöttisch lächeln, sie haben nie am Quell dieses Reichtums gesessen, haben keine Vergleichsmöglichkeiten.
Hedy Iracema-Brügelmann sang im Verein mit Hilde Paulus, die sich mit ihrem voluminösen Alt sehr geschickt anpaßte, die Isolde-Brangäne-Szene aus dem ersten "Tristan"-Akt und als Solo-Nummer die Schlußszene der Brünhilde aus der "Götterdämmerung", beide Stücke mit grandioser Steigerung. Die Zuhörerschaft war einfach überwältigt und rief die Künstlerin unzählige Male hervor, überschüttete sie mit Beifall und Blumen. Wir werden sie von nun an wohl des öfteren in den Konzertsälen begrüßen dürfen. Kapellmeister Dr. Heinz Knöll war in doppeltem Amte tätig als einfühlsamer Rezitator der Gesangstexte und als temperamentvoller Mitgestalter am Flügel. Aus Anlaß des 49. Todestages Richard Wagners (13. Februar 1883) hielt der ausgezeichnete Wagner-Kenner Professor Dr. Arthur Drews eine kurze Gedenkrede. in der er auf die  bekannten Beziehungen Wagners zu Karlsruhe hinwies, auf die Hoffnungen des Meisters, hier die Uraufführung seines "Tristans" zu erleben, die sich leider nicht erfüllten, daß ihm trotzdem in Karlsruhe, das später "Klein-Bayreuth" werden sollte, eine große, begeisterte Gemeinde erstand, von der heute noch eine Reihe der ersten Zugehörigen lebt. Auch den beiden männlichen Mitwirkenden am schönen Gelingen der Gedächtnisfeier wurde warmer Dank gezollt. (...)
A.R.